............................................................................................................................................................................................................................................................................................. SONNTAG, 10. FEBRUAR 2019 SEITE 17 ............................................................................................................................................................................................................................................................................................. Interview Ich habe wenig Selbstbewusstsein gehabt INTERVIEW Gustav Peter Wöhler erzählt, warum Humor und Schlager seine Rettung in der Kindheit waren und warum die Welt ,auf wackeligen Beinen steht Herr Wöhler, als Höhepunkt der letztjährigen Tournee Behind Blue Eyes mit Ihrer Gustav-Peter-Wöhler-Band haben Sie ein umjubeltes Konzert in der Elbphilharmonie gegeben. Siegt der Sänger GPW immer öfter über den Theaterschauspieler? Siegen würde ich das nicht nennen. Ich bin auch als Schauspieler erfolgreich, aber die persönlich größeren Erfolge habe ich in den vergangenen Jahren in der Tat mit der Musik erlebt. Doch ich bin glücklich darüber, dass ich alle drei Sparten Theater, Film und Musik machen kann. Wie sind Sie eigentlich zum Singen gekommen? Ich war schon als Kind begabt und habe viel gesungen. Doch ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der dieses Talent weder mit Gesangsnoch mit Klavierunterricht sonderlich gefördert wurde. Man hat es so hingenommen, wenn der kleine Peter etwa beim Männergesangverein vorgesungen hat. Dabei war Musik mein Lebensinhalt, ich habe viel Musik gehört, mir früh Platten gekauft und ................................................ INFO: ZUR PERSON Gustav Peter Wöhler, geboren am 31. Juli 1956, wächst als Sohn einer Gastwirtsfamilie in Herford bei Bielefeld auf. In seiner Kindheit nennen ihn alle Peter, später wird Gustav sein Rufname. Der Wahlhamburger (seit 1982) gehört seit vielen Jahren zu den bekannten Gesichtern auf deutschen Theaterbühnen. Nach seiner Ausbildung an der Schauspielschule Bochum ging er zunächst an das Schauspielhaus Bochum zu Claus Peymann. 1982 wechselte er ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg, wo er 14 Jahre Ensemblemitglied war. Neben dem Theater arbeitet Gustav Peter Wöhler ebenfalls seit Jahren erfolgreich für Film und Fernsehen. Mit seiner Gustav-Peter-WöhlerBand tourt er seit den 1990ern regelmäßig durch Deutschland. Er ist verheiratet mit dem Hamburger Filmfest-Chef Albert Wiederspiel. mit 15 Jahren meine erste Band gegründet. Später in Hamburg waren es Theatermusiker, die mich ermunterten, Musik zu machen und zu singen. So ist vor 22 Jahren meine Gustav-Peter-Wöhler-Band in der Kantine des Hamburger Schauspielhauses entstanden. mit 62 Jahren doch etwas mehr zurück? In der Tat sind es heute eher die ruhigeren Songs, die mir gefallen. Und dem Publikum geht es offenbar ähnlich. Schon als Kind wollten Sie immer nach Hamburg. Warum? Ich war auf Klassenfahrt, habe am Hafen gestanden und wusste: Hier will ich hin! Noch heute geht es mir sofort gut, wenn ich am Wasser bin. Hamburg ist mir einfach nah. Jetzt bin ich schon seit 1982, seit über 35 Jahren hier, als ich mein erstes Engagement am Schauspielhaus bekommen hatte. Und ich fühle mich immer noch wohl. Singen Sie nur auf der Bühne oder auch unter der Dusche? Überall. Ich singe unter der Dusche und im Bett sowie beim Schreiben oder beim Essen. Einfach dort, wo es mir Spaß macht nur nicht gern im öffentlichen Raum. Hatten Sie frühe musikalische, gesangliche Vorbilder? Am Anfang waren es Schlager wie Du bist nicht allein von Roy Black. Den fand ich zwar schrecklich, wenn er bei in der Kneipe meiner Eltern in der Musikbox lief. Aber ich habe all diese Lieder gekonnt und regelmäßig die Hitparade mit Dieter Thomas Heck geguckt. Als ich jetzt den Kinofilm Der Junge muss mal an die frische Luft gesehen habe, habe ich durchgeheult, weil die Geschichte und Kindheit von Hape Kerkeling auch meine ist. Auch ich habe meine Mutter verloren, als ich sieben Jahre alt war, und habe dann versucht, mich mit Musik und Humor aus meiner Traurigkeit zu retten. Haben Sie wie Hape Kerkeling früher zuhause oder in der Schule auch schon mal den Clown gegeben? Ja, in der Schule war das meine Chance. Wie Hape war ich ein kleiner Dicker und deshalb ein Außenseiter. Indem ich die Leute zum Lachen gebracht habe, konnte ich das überbrücken. Ich bin sogar als Stimmungsmacher nur für die erste halbe Stunde auf Partys eingeladen worden. Wenn die Party dann lief, saß ich da, und keiner hat sich um mich gekümmert. Das hört sich schrecklich an, aber so war es eben auch. Welches ist der Sound Ihres Lebens? Anfangs war es die Musik von den Beatles und Elton John, dann Joni Mitchell und Bob Dylan. Die erste Langspielplatte von Elton John habe ich bekommen, als ich 15 Jahre alt war. Da habe ich gespürt, wie vielschichtig Musik ist. Das hat mich von da an immer begleitet. Haben Sie eigentlich ein Instrument und Noten gelernt? Ich habe Blockflöte gespielt und zur Konfirmation eine Gitarre bekommen. Ich gab das Spielen dann aber schnell wieder auf, weil es mir mit meinen kleinen Wurstfingern zu anstrengend war. Klavier wollte ich immer ler- Was muss dringend besser werden? Wir brauchen weniger Verkehr, es sind zu viele Autos unterwegs. Das geht mir komplett auf die Nerven. Aber noch ist die Autolobby stärker. Und die Mietpreise müssen runter. Die Politik der AfD geht mir richtig gegen den Strich: Gustav Peter Wöhler. FOTO: CHRISTINE FENZL nen, habe es aber nie begonnen. Im Ernst, ich bin von Natur aus ein sehr fauler Mensch, kein Macher. Ich muss auf etwas gestoßen werden. In meinem Leben hat sich alles ergeben. Ich habe immer darauf gewartet, dass etwas passiert. Peter Zadek war für mich eine Zeit lang wie ein Vater, den ich nie hatte, weil mein Vater sehr früh gestorben ist. Zadek habe ich wie einen Vater geliebt und gehasst, habe mich gegen ihn gestellt, und war aufmüpfig. Er hat damals schon erkannt, dass an mir . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ein Entertainer und Musiker verlorengegangen ist. Aber Wie Hape Kerkeling ich wollte so nicht sein und war ich ein kleiner nicht solche Rollen spielen, Dicker. Indem ich die weil es mir nicht kulturell anLeute zum Lachen spruchsvoll erschien. Damals gebracht habe, konnte wollte ich großes Theater ich das überbrücken. spielen und ein seriöser Charakterdarsteller werden, kein Komiker. Das aber habe ich Wie kam es zum Schau- erst später erkannt. Wenn ich spielstudium in Bochum, damals nicht so verbohrt gedenn eigentlich wollten Sie wesen wäre, hätte ich länger Sozialpädagogik studie- mit Zadek arbeiten können. ren? Wenn mein Lehrer in der Neben Ihrem komödiantiSchule mich nicht ermutigt schen Talent liegen Ihnen hätte, Schauspieler zu wer- offenbar Charaktere, die den, wäre ich gar nicht auf die vordergründig fies oder Idee gekommen, dass je- linkisch sind . . . mand einen kleinen dicken . . . das liegt an meiner PhyKnubbel auf der Bühne oder siognomie. Ich bediene mit vor der Kamera sehen will. meiner Äußerlichkeit ein KliIch habe immer wenig Selbst- schee, wie man sich den kleibewusstsein gehabt. Mit dem nen, verdrucksten Perversen Erfolg hat sich das gebessert, vorstellt. Das nervt mich aber aber damals war es furchtbar nicht, denn damit verdiene anstrengend für mich, mich ich mein Geld. Deshalb bin zu motivieren. Sozialpädago- ich bis heute besonders gik wollte ich anfänglich stu- dankbar, dass ich als Schaudieren, weil das meine Mitbe- spieler diese tollen Rollen wohner in der WG taten. spielen und unfassbar viele handwerkliche SchauspielerGeprägt hat Sie unter ande- fahrungen sammeln konnte. rem der Regisseur und Intendant Peter Zadek am Ihre Fans wie auch Ihre SchauspielhausinHamburg. Kollegen haben Sie 2018 daWas hat er Ihnen gegeben? mit überrascht, dass Sie in .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Gustav Peter Wöhler ist in diesen Tagen viel unterwegs. Seit dem 1. Februar ist er wieder als Prinz Sternschnuppe in der Frau Luna im Tipi am Kanzleramt in Berlin zu sehen. Und eine Rolle, die dem Schauspieler wie auf den Leib geschrieben scheint, übernimmt er in Schwerin: Bei den Schlossfestspielen Schwerin spielt er ab 21. Juni den Milchmann Tevje in dem Musical-Klassiker Anatevka. Kurz vor seiner Abreise nach Berlin trifft Redakteurin Barbara Glosemeyer den sympathischen Schauspieler in seinem Heimat-Stadtteil St. Georg zu einem sehr persönlichen Interview über seine Kindheit, übers Singen und Politik. einer Mittagspause, sozusagen zwischen Suppe und Hauptgang, Ihren Lebenspartner geheiratet haben. Sind Sie unromantisch oder mögen Sie keine Rituale? Nein, ich bin definitiv romantisch. Unsere erste Hochzeit, unsere eingetragene Partnerschaft, hatten wir 2008 groß mit Freunden gefeiert. Die Eheschließung jetzt war ein rein rechtlicher Schritt, der uns wichtig war. Homosexuelle Paare sollten die gleichen Rechte haben wie heterosexuelle Paare. Auch 2019 gehen Sie mit Behind Blue Eyes, Ihren Lieblingsstücken, wieder auf Tournee. Blickt man Weltweit gibt es einen erstarkten Egoismus, NeoNationalismus und AntiEuropa-Geist, für den bei uns in Deutschland die AfD steht. Bereitet Ihnen das Sorgen? Ja. Auf der einen Seite hoffe ich, dass wir mittlerweile eine so gefestigte Demokratie haben, dass es sich nicht mehr so zuspitzen kann wie in der damaligen NS-Zeit. Auf der anderen Seite sehe ich unglaublich viele Menschen, die nicht mehr in meinem Sinne politisch denken. Die Politik der AfD, die populistisch ist, Menschen ausgrenzt und rechtsradikal ist, geht mir richtig gegen den Strich. Bei der weltweiten Entwicklung bin ich manchmal fast froh, dass ich aus dem Alter raus bin, meine nächsten 40 Jahre zu planen. Wenn ich an die Kinder meiner Nichten und Neffen denke, sage ich nur: toi, toi, toi. Die Umwelt geht ja auch gerade flöten. Es steht überall alles auf wackeligen Beinen. ..................................................................................................... PERSÖNLICH: Die Elbphilharmonie ist . . . ein Bau, gegen den ich mich immer gewehrt habe. Ich wollte dort erst auch nicht auftreten, bin aber von meiner Band überstimmt worden und habe mittlerweile dort einige Konzerte erlebt. Ich persönlich bevorzuge die Akustik der Berliner Philharmonie, der ist wärmer, grundierter, tiefer. Die Akustik in der Elbphilharmonie ist analytischer und verbraucht beim Zuhören sehr viel Energie. Glück ist . . . da, wo man es nicht vermutet. Ich kann mich ärgern . . . über Menschen, die ihre Dummheit vor sich her tragen. Eine Schwäche von mir . . . ist, dass ich eher vor Problemen weglaufe, als sie anzugehen und zu lösen. Ich könnte gut verzichten . . . auf ein Auto, aber mein Mann fährt für sein Leben gern Auto. Meine Stärke . . . ist meine Empathie. Heimat ist für mich . . . da, wo die Liebe ist. Seminar: Umgang mit der Kettensäge Dienstag 26.Februar 18 - 20 Uhr Bitte melden Sie sich an! luechau.de ............................................................................................................................................................................................... ............................................................................................................................................................................................................................................................................................. SEITE 2 SONN ............................................................................................................................................................................................................................................................................................. SONNTAG, 10. ............................................................................................................................................................................................................................................................................................. SEITE 4 SONN ............................................................................................................................................................................................................................................................................................. SONNTAG, 10. ............................................................................................................................................................................................................................................................................................. 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SONNTAG, 10. ............................................................................................................................................................................................................................................................................................. SEITE 16 SON ............................................................................................................................................................................................................................................................................................. SONNTAG, 10. SONNTAG, 10. FEBRUAR 2019 SEITE 18 Stellenmarkt KAUFMÄNNISCHE BERUFE Berufserfahrung Kaufmännische Sachbearbeitung in Hamburg (m/w/d) Voraussetzungen: versierter Umgang mit den gängigen MS-Office-Programmen gute Kenntnisse in Englisch Zuverlässigkeit, Humor und Empathie machen Sie für das Te SONNTAG, 10. FEBRUAR 2019 Stellenmarkt SEITE 19 An- und Verkaufsmarkt VERKAUF DIVERSE BERUFSAUSBILDUNG Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt in Vollzeit: auf 450 € Basis: Monteure (m/w/d) und CNC-Fräser (m/w/d) Lagerfachkräfte (m/w/d) und Sicherheitskräfte (m/w/d) (Schichtarbeit, pol. Fü ............................................................................................................................................................................................................................................................................................. SEITE 20 SON SONNTAG, 10. FEBRUAR 2019 SEITE 21 Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren. Im Meer des Lebens, Meer des Sterbens, in beiden müde geworden, sucht meine Seele den Berg, an dem alle Flut verebbt. (Albert Schweitzer) Hans Höpermann Herbert Gerberding * 1. April 1936 * DER SCHNELLE WEG WEBTIPPS BUCHEN AUCH S IHREN E IE INTRAG UNTER: 0 41 0 1 / 5 aus der Region 35- 6201 Viele Unternehmen aus unserem Landkreis stellen sich bereits ausführlich im Internet vor. Wir haben diese Webtipps für Sie zusammengestellt unter: www.shz.de/webtipps Klicken Sie doch einmal